ATP Tour Official Tournament

Langmann vereint Para-Sport-Community in der Marx Halle

Großer Bahnhof in der Marx Halle am Freitag. Nico Langmann lud zum Get Together, zahlreiche Menschen aus der Para-Sport-Community folgten dem Ruf. Prominente Gesprächspartner:innen sprachen über die Bedeutung des ersten Rollstuhltennisturniers im Rahmen der Erste Bank Open, die Chancen für den Para-Sport und die Problemstellen. 
24 October 2025 By Erste Bank Open
Tokyo Take-Off! Shapovalov Serves Past Johnson
© e|motion

Share

Weniger als 20 Stunden nach seinem Erstrundenspiel im Einzel am Donnerstagabend waren die Emotionen bei Langmann am Freitag noch frisch. „Was da gestern abgegangen ist, war unbeschreiblich. Die Tribünen waren voll, die Menschen sind rund um den Court gestanden und haben für Gänsehaut-Stimmung gesorgt. Obwohl es aus sportlicher Sicht nicht nach Wunsch verlaufen ist, sind das Momente für die Ewigkeit“, so Langmann.

Als erster Gesprächspartner kam der Brite Gordon Reid, seines Zeichens 29-facher Grand-Slam-Sieger, zweifacher Paralympicssieger und Nummer eins des Rollstuhltennisturniers in Wien auf die Bühne. „Bei meiner Turnierplanung lege ich großen Wert darauf, was die Visionen des Events sind. Hier habe ich schnell gemerkt, dass etwas Großes entstehen kann. Ich helfe gerne mit, dass das gelingt“, sprach er über die Beweggründe, nach Wien zu kommen.

Reid weiß um die Besonderheit im Rollstuhltennis, schließlich kann er bei den Grand Slams auf der größtmöglichen Bühne performen – in anderen Sportarten noch Wunschdenken. „Ich sage immer, dass wir der beste paralympische Sport sind. Wir spielen bei den Grand Slams in den größten Tennisstadien dieser Welt, die Aufmerksamkeit ist gerade dort riesengroß. Dennoch gibt es, wie überall, noch Aufholbedarf in einigen Bereichen.“

Diesen sieht auch Claudia Lösch, zweifache Paralympicssiegerin im Para-Skifahren. Die in Tirol lebende Niederösterreicherin spendete einst den Gewinn eines Charity-Events an die „Nico Langmann Foundation“. „Was hier bei den Erste Bank Open organisiert wurde, ist die beste Werbung für den gesamten Para-Sport. Ich verfolge das mit großem Interesse und muss wirklich sagen: Hut ab. In anderen Sportarten haben wir große Probleme, zum Beispiel im Para-Skifahren. Die Gegebenheiten sind dort anders, aber es fehlen auch oftmals die Menschen mit Visionen, wie es sie hier gibt.“

Marx Halle "perfekter Platz"

Damit sprach sie Erste Bank Open Turnierdirektor Herwig Straka und sein Team an, das in Zusammenarbeit mit dem ÖTV und win2day dafür gesorgt hat, dass erstmals im Rahmen von Österreichs größtem Tennisturnier ein Rollstuhltennisturnier stattfindet. „Wir waren uns schnell einig, dass wir das machen wollen. Uns ist wichtig, dass dieses Turnier wachsen kann. Mit der Marx Halle haben wir den perfekten Platz gefunden, hier wird trainiert und gespielt – Tennis und Rollstuhltennis –, die Leute können sich frei bewegen“, so Straka, der vor den beiden Schlusstagen in der Marx Halle eine erfreuliche Zwischenbilanz zieht. „Die Rückmeldungen sind sehr positiv, Spieler und Fans fühlen sich wohl.“

Langmann, der im Einzel in der ersten Runde ausgeschieden ist und am Freitag und Samstag noch im Doppel aufschlägt, kann sein Glück nach wie vor kaum fassen. „Als kleiner Bub mit Behinderung und Fan in der Stadthalle hätte ich mir niemals gedacht, eines Tages im Rahmen der Erste Bank Open aufzuschlagen. Wenn uns jetzt ein ‚kleiner Nico‘ hier spielen sieht, wird es zur Normalität – und genau so soll es sein.“

Von der Theorie zur Praxis

Im Anschluss ging es auf den Fairplay Court, wo Langmann den Anwesenden seine Sportart näherbrachte. Mit Claudia Lösch, Para-Schwimmer Andreas Ernhofer, Para-Kanute Markus „Mendy“ Swoboda und Para-Bogenschütze Michael Meier versuchten sich auch Athlet:innen aus anderen Sportarten im Rollstuhltennis. Auch einige Fans nutzten die Chance, mit Langmann am Court zu sein. Langmann: „Bei den Sportlerinnen und Sportlern sieht man gleich, dass sie Ballgefühl haben und leicht hineinfinden. Jetzt muss ich eigentlich auch einmal ihre Sportarten testen.“